Keks - das heiligste aller Krümelstückchen

*wenn Kekse fliegen könnten ...?*

In aussichtslosen Situationen flüchten wir uns schnell hinter die Mauern unseres Glaubens. Doch wie muss es Lebewesen ergehen die, aller Mutmaßungen nach, keine Religion haben? An was Glauben sie, wenn alle Hoffnung verschwunden ist?
Was tun also kleine Backwaren wenn sie dem Tod ins Auge blicken und sich bewusst sind, jeden Moment zermahlt werden zu können und in Magensäure verdaut zu werden?
Glauben sie an ein Leben nach dem Tod, oder an die Wiedergeburt? Ist für diese Gebäcke nach dem "gegessen sein" jegliches Leben verschwunden oder erscheinen sie als Geister um sich an ihren verbliebenen Leidensgenossen zu rächen? Es könnte auch sein, das Kekse und Plätzchen das "gegessen werden" als Erlösung sehen, als Ende auf das qualvolle warten auf den Tod.
Alle Mutmaßungen zerbrechen aber an der wirklichen und einzig wahren Wahrheit, die den Glauben eines jeden Gebäcks ohne Zweifel ganz plausibel erklärt.
Aber, zuerst einmal muss von vornherein erwähnt werden, das es keine Kreuzzüge und blutigen Schlachten in der Religion des Gebäcks gab. Plätzchen und Kekse sind sich, was deren Glauben angeht, äußerst einig. Nie würde eine der Gruppierung die Religion der anderen in Frage stellen.
Unsere Vorstellung der Entstehung von den kleinen Gebäcken ist folgende: Plätzchen wurden gebacken, Kekse wurden gemacht. Man könnte auch einfach sagen, Kekse waren da und Plätzchen nicht.
Zum Teil trifft dies auch zu, Kekse waren wirklich da. Daran besteht kein Zweifel! Sie wurden erfunden und von Maschinen der Industrie gefertigt.
Die wahre Geschichte der Entstehung der Plätzchen und deren Religion ist wesentlich spektakulärer. Vor langer, langer, langer, langer, langer, langer, langer, langer.... (um dich lieben Leser nicht gänzlich zu ermüden kürzen wir das ganze hier ab) sehr langer Zeit wurde ein Plätzchen gebacken. Es bestand aus Teig, war sternenförmig, und mit Marmelade, genauer gesagt Erdbeermarmelade, verfeinert. Dieses einige, heilige Plätzchen verlor beim Verzehr ein paar Krümel. Aus diesen Krümeln entstanden bald viele Plätzchen. Seit jeher gilt dieses eine Plätzchen als "das heiligste aller Krümelstückchen".
Der Glaube an "das heiligste aller Krümelstückchen" ist also Grundstein für die Religion aller Plätzchen. Die kleinen Gebäckstücke versuchen nach dem "gegessen sein" die absolute Perfektion zu erreichen und ebenfalls Krümel zu hinterlassen, aus denen bald neue Plätzchen wachsen.
Abschließen lässt sich also sagen, für Kekse gibt es wohl nichts schöneres als von hungrigeren Mäulern verschlungen zu werden, während Plätzchen sich hinter die Mauern ihres einzigen, heiligen Krümelstückchens stellen und hoffen ein paar Krümel zu verlieren.

Holzbearbeitung - Lyrik & Poesie 0